Die Herren 30+ des TC Wernigerode haben das Unmögliche geschafft

21. Juli 2019 Von: Ingolf Gessler - Volksstimme -

Die Herren 30+ des TC Wernigerode haben das Unmögliche geschafft

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Erst im letzten Sommer waren die Herren des TC Wernigerode überraschend in die zweithöchste Spielklasse Deutschlands, die Regionalliga-Nord-Ost, aufgestiegen und hatten dort eigentlich das Ziel, bestehen zu können und wenn möglich, nicht abzusteigen. Doch es war der Trend, der sich bereits in den letzten Spieljahren innerhalb der Ostliga andeutete, der diese sportliche Entwicklung letztlich möglich machte.

Nämlich gerade nicht nur eine bunte Ansammlung guter Spieler zu sein, sondern eine „Mannschaft“ zu formen und zu finden, die sich auf, aber auch neben dem Tennisplatz hervorragend versteht, als Einheit agiert und so, in den entscheidenden Momenten, über sich hinauswachsen kann.

Ein gesundes Wachsen

Dieser langfristige Plan der beiden Köpfe und Planer, Mannschaftsführer Stephan Sterzik und Sebastian Beilecke, ging hervorragend auf. Zunächst als mehrfacher Landesmeister Sachsen-Anhalts, dann Ostliga-Aufsteiger, Vize-Ostligameister und Aufsteiger in die Regionalliga, ließ sich die Mannschaft stets Zeit für ein gesundes Wachsen. Dass dies genau nach den Vorstellungen des Tennisclubs Wernigerode erfolgte, machte die Symbiose perfekt. Denn auch hier verfolgt man, wie bei der Entwicklung der „Harzer Volksbank Open“, als das mittlerweile höchstrangigste Herrentennisturnier im Osten, einen ähnlichen Weg. So fanden Sterzik und Beilecke in Wernigerode das ideale Unterstützerumfeld, um den erfolgreiche Weg zu gehen. Es bestanden auf beiden Seiten Kontakte zu potentiellen Spielern und Fachleuten, die sich gegenseitig ergänzten und nutzbar gemacht werden konnten. Mit einer klugen Personalpolitik, alte Jugendgefährten wie zum Beispiel den ehemaligen Magdeburger Profi und deutschen Davis-Cup-Spieler Martin Emmrich und den ehemaligen Burger Bundesliga-Spieler Andrè Timme, aber auch alte Weggefährten und Freunden wie Tom Glücklederer und Jiri Supol aus Pilsen, der seit langen zum festen Stamm des Teams zählt, zu begeistern wurde die Mannschaft leistungsmäßig stetig weiter entwickelt und immer wieder passgenau ergänzt.

Angetan vom kleinen Tennisclub

In diesem Jahr stießen mit dem Warschauer Przemyslaw Lesniewski, der Leszek Wrzesien mitbrachte, und dem Prager Martin Fafl zwei weitere leistungsstarke Erfolgsgaranten hinzu. Lesniewski, der vorher noch nie für eine Mannschaft Punktspiele bestritt, kam als Trainer eines Spielers der letzten „Harzer Volksbank Open“ mit dem Club und dem Team in Berührung. Angetan vom kleinen Tennisclub und der Stadt war er gefesselt von der Idee, für den kleinen Harzer Club auf Punktejagd zu gehen. „Das im übrigen“, so Stephan Sterzik, „sei sowieso vielleicht das Geheimnis dieser Mannschaft, dass sich niemand für wichtiger und besser hält, als der andere, dass der Erfolg nur aus der Gesamtleistung des Teams erwachsen kann. Egos haben bei uns keinen Platz, wir gewinnen zusammen und verlieren zusammen, weshalb bei jedem neuen Spieler sorgsam darauf geachtet wird, das neben der sportlichen Leistungsgüte vor allem,der Mensch‘ zu uns passt. Denn dass wir uns auf und neben dem Platz verstehen, hat für uns enorme Bedeutung“.

Erfolg ist nur durch das Team möglich

Deshalb wehren sich Sterzik und Beilecke zu recht gegen den immer wieder gebrachten Vorwurf, eine Art „Söldnertruppe“ zu sein. Das mag in den höheren Ligen bei vielen Mannschaften so sein, hier trifft es gerade nicht zu. Die ausländischen Spieler reisen stets frühzeitig an, um gemeinsam als Team zu grillen, Fußball oder Karten zu spielen und sich auch über ihr Privatleben auszutauschen und sich gegenseitig zu helfen, wie unter guten Freunden. Und dies ist schon besonders. So berichtet Martin Fafl, dass ihm so etwas in seiner Laufbahn bisher noch nicht begegnet ist und seines Gleichen sucht – und er habe schon für viele, auch deutsche Clubs gespielt. „Hier bist du keine Nummer, niemand, der zum Punktspiel anreist, liefert und dann wieder fährt. Du kommst an und fühlst dich von allen Willkommen geheißen. Du merkst das Team steht hinter dir, egal was du auf dem Platz machst, welche Sorgen du vielleicht in deinem Kopf mitgebracht hast, welche Tagesform du hast und welche Leistung du abrufen kannst. Jeder unterstützt jeden. Das ist einfach nur großartig.“

Spieler fühlen sich aufgehoben

Das sei auch das, was ihm Routinier Jiri Supol über den Club im Vorfeld berichtet hat und warum dieser sich nicht vorstellen kann, trotz zahlreicher Anfragen jedes Jahr, für einen anderen Club, für eine andere Mannschaft zu spielen. „Es passt einfach“, so der einhellige Tenor der beiden tschechischen Spieler. Auch Andrè Timme, der nach wie vor Anfragen von westdeutschen Bundesliga-Teams erhält, sieht das ähnlich und ergänzt: „Was einzigartig in Wernigerode ist? Dass hier niemand von mir, von uns erwartet, dass man gewinnt, so einfach ist das. Das gibt einem in jedem Spiel die enorme Stärke, befreit und ohne negativen Druck aufzuspielen und manchmal über seine Grenzen gehen zu können. Das ist schon cool, was dieser kleine Club hier möglich macht.“ Jetzt will die Mannschaft zusammen mit dem Tennisclub den nächsten großen Schritt gehen und auch in der 1. Bundesliga zumindest mitspielen. Denn nicht nur spielerisch, auch organisatorisch, erwarten alle Beteiligten hier noch mal viel verschärftere Bedingungen, weiß Matthias Carius, Vizepräsident Sport des Tennisclubs. „Dass meint nicht nur das spielerische Niveau, denn in zahlreichen Mannschaftslisten stehen ehemalige Profis, die allesamt mindestens um die Weltranglistenposition 200 rangierten. Nur ein Beispiel hierfür ist Michael Stich, den der ein oder andere sicher kennen wird. Deshalb wird Spitzentennis live garantiert sein.“

Weite Fahrstrecken

„Generell werden die gegnerischen Mannschaften kompakter und ausgeglichener sein. Der Radius der Teams deckt jetzt zudem den kompletten Norden und Westen Deutschlands ab, so dass es viel weitere Fahrstrecken geben wird. Dazu kommt der organisatorische Aufwand vor Ort, bei allen Heimspielen. Jedes Spiel muss von einem Stuhlschiedsrichter geleitet werden, es braucht mehr Bälle pro Spiel sowie eine größere Versorgung der Mannschaften“, so Carius. Rechtlich unterstellt ist man in dieser Liga direkt dem Deutschen Tennis Bund mit all seinen Vorgaben, ähnlich wie im Fußball dem DFB. Herausforderungen, denen sich die Harzer stellen wollen. „Bei den ,Harzer Volksbank Open‘ hieß es auch stets und ständig, so etwas ginge nicht im Osten und wir haben das mehr als gut entwickeln können und hinbekommen. Warum dann nicht auch die 1. Bundesliga? Wir sind das der Mannschaft, auf die wir zu Recht stolz sein können, aber auch unserer Stadt, der Region und unseren Unterstützern sowie unserem eigenen jungen Nachwuchs einfach schuldig. Mag sein, dass es woanders schwieriger ist, in Wernigerode ist so etwas möglich und wir sind stolz, die 1. Bundesliga in unsere schöne Stadt zu holen“, fügte Matthias Carius hinzu.

Verein benötigt mehr Unterstützer und Sponsoren

Daran knüpft sich natürlich auch der Wunsch und die Hoffnung, neue Unterstützer und Sponsoren zu finden, damit dies erfolgreich gelingen kann. Dabei freuen sich Club und Mannschaft über jede noch so kleine Unterstützung, hätten natürlich aber auch nichts gegen einen möglichen Großsponsor, der auf den Teamshirts firmiert oder als Namensgeber des Teams fungieren könnte. „Wir sind da komplett offen und freuen uns einfach über jede Anfrage und Untersützung, damit wir im Juli nächsten Jahres gut aufgestellt in der höchsten Liga bestehen können. Wer also Interesse hat, hier zu helfen, ist herzlich beim Projekt ,1. Bundesliga‘, eingeladen“, so der gemeinsame Wunsch von Mannschaftsführer Stephan Sterzik und Michael Baumgarten, dem 1. Präsidenten des Tennisclubs.

 

 

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