2. Dessauer Bauhaus-Open – eine rundum gelungenes Tennisevent

25. August 2020 Von: Uli Matschke

2. Dessauer Bauhaus-Open – eine rundum gelungenes Tennisevent

Aus TSA-Sicht: Vier Turniersiege gingen auf das Konto der Tennissportler aus unserem Bundesland. So unter anderem Janine Kremling (1. TC Magdeburg), Danilo Bahn (Magdeburger TV „Einheit“) und Volker Junge (SV Sportlust Gröna).   Aus Gastgeber Sicht: Dieter Zimmermann holt überraschend den Titel bei den Herren 75 , Thomas Rall wird Dritter bei den Herren 50 und bei den Damen 50 gelingt Heike Bonin und Dr. Daniela Mieritz ein Coup zum 3.Platz

Danilo_Bahn_IV.jpg
IMG_1801.jpg
IMG_1810.jpg
IMG_1913.jpg

Turnierorganisator Ulrich Matschke kann nach Turnierabschluss ein äußerst positives Fazit ziehen, 104 Meldungen aus dem Bundesgebiet sind nach der Erstauflage im vergangenen Jahr mit 59 Meldungen eingegangen. Krankheits- und Corona-Quarantänebedingt nahmen 98 Spieler aus zehn Landesverbänden den Wettkampf um Spiel-Satz-Sieg Erfolge und begehrte Ranglistenpunkte auf. Mit 120 möglichen Teilnehmern ist damit die obere Kapazitätsgrenze des Turniers bei 4 Turniertagen fast erreicht. Der Turnierveranstalter erhielt vom DTB einen sogenannten Joker und wurde nach der positiven Resonanz im vergangenen Jahr von der S-5 auf die S-4 Kategorie angehoben.

Den Anforderungen wurde die diesjährige Turnierveranstaltung gerecht. Die äußeren Rahmenbedingungen haben gepasst und 39 der 98 Turnierteilnehmer waren in der Deutschen Rangliste vertreten. Tennis wurde auch gespielt, und das waren 133 Matches an vier Turniertagen.

Aus Dessauer Sicht steht der Überraschungssieg vom 78-jährigen Dieter Zimmermann an erster Stelle. Mit der niedrigsten Leistungsklasse 16 geling ihm in der 5-er Gruppe gleich im Auftaktmatch der klare 6:0, 6:1 Überraschungssieg gegen Walter Sonntag aus Vellmar, der immerhin die Ranglistenposition 33 in Deutschland einnimmt. Vor seinem letzten Einzel gegen Rolf-Dieter Werner vom USV Halle – der gegen Sonntag mit 0:6, 1:6 unterlag, war ihm der Sieg nicht mehr zu nehmen und die 4:6, 6:7 Niederlage bei sengender Hitze verkraftbar.

Unerwartet standen bei den Damen 50 gleich zwei Dessauerinnen im Halbfinale. Anne Bonin erwischte die an Nr. 1 Gesetzte Sabine Baker vom Berliner Sportverein 1892 – immerhin Nr. 65 der Deutschen Rangliste – auf einem völlig falschen Fuß und nutzte das Tempo der Gegnerin zu einem präzisen Konterspiel - 6:0, 6:1 war der Lohn. Dr. Daniela Mieritz bestimmte das Match gegen die Berlinerin von NTC „Die Känguruhs“ Yvonne Zoeger-Wittig (DTB-RL 85) mit zunehmender Spieldauer und ihrem besseren Aufschlag sowie ihren unangenehmen Rückhand-Slice Bällen. Im Match-Tiebreak behielt sie die Nerven und fuhr sicher den 2:6, 6:3, 10:6 Erfolg ein. Im Halbfinale scheiterten beide an dem viel langsameren und sicheren Spiel ihrer Gegnerinnen. Im Finale gewann die Leipzigerin Kirsten Weymar gegen die Berlinerin Adrienne Krüger durch Aufgabe beim Spielstand 3:5.

Dessau’s Spitzenspieler und Vorjahressieger in der Altersklasse 40, Thomas Rall, eliminierte im Viertelfinale seinen Mannschaftsspieler Dirk Mäbert bei den Herren 50 mit 6:4,6:4. Im Halbfinale unterlag er dem Vorjahresfinalisten Alexander Meißner vom RC Sport Leipzig (DTB-RL 121) mit 6:2, 6:3. Im Spiel um Platz 3 konnte er sich in einer fast 3-stündigen Hitzeschlacht gegen Ralph Strübing (DTB-RL 180) vom Schwartauer TV mit 6:7, 6:2, 10:6 durchsetzen. In einem sehr attraktiven Finale zwischen dem amtierenden Sachsenmeister bei den Herren 40 Christoph Schaal (im Viertelfinale eliminierte er den Dessauer Stephan Dittert mit 6:1, 6:1) und Alexander Meißner behielt der für den Leipziger SC 1901 startende Schaal mit 6:3, 6:4 die Oberhand. Seine vielfältigen Erfahrungen aus Turnieren auf der Weltbühne und technische Brillanz als ehemaliger Bundesligaspieler beindruckten alle Zuschauer.

Die Erfolgsserie von Danilo Bahn hielt weiter an. Der 43-Jährige, der für den Magdeburger TV „Einheit“ seine Punktspiele absolviert, gewann nach seinem Turniersieg in Hamburg und den dritten Plätzen in Zinnowitz und bei den offenen Ostdeutschen Meisterschaft im Juli den Wettbewerb der Herren 40 bei der 2. Auflage der Dessauer Bauhaus Open. Im Finale bezwang Bahn den an Nummer zwei gesetzten Stefan Rhode vom TC Alsterquelle aus Henstedt-Ulzburg (Schleswig-Holstein), immerhin Nummer 78 der Deutschen Rangliste (DRL), mit 6:1, 4:6, 11:9. „Das war schon ein intensives und gutklassiges Match. Ich bin ganz schön geschafft“, berichtete der glückliche Turniersieger noch Stunden nach Verwandlung seines dritten Matchballs. Zuvor setzte sich Bahn, die Nummer 99 der DRL, gegen Matthias Rother (Leipziger SC) mit 6:1, 6:1, gegen Marko Forth (Rot-Weiß Dessau) mit 6:1, 6:0 und im Halbfinale gegen Rainer Preisler (Leipziger SC) mit 6:1, 6:2 doch recht deutlich durch. „Nach der Verletzung vor zwei Wochen war es ein gutes Turnier von mir“, erzählt der gebürtige Köthener weiter, „mal schauen welche Turniere ich noch spielen werde. Die Form ist gut. Da geht noch was.“

Auch bei Janine Kremling (DRL 66) ging in den letzten Wochen so einiges. Nach den Halbfinalteilnahmen beim Niendorfer Ladies Cup in Hamburg und den Usedom Senior Open in Zinnowitz sowie dem Viertelfinal-Aus bei den SCC Open in Berlin konnte die 43-Jährige vom 1. TC Magdeburg am Wochenende die Konkurrenz der Damen 40 bei der zweiten Auflage der Bauhaus Open in Dessau für sich entscheiden. Auf dem Weg zum Turniersieg gewann Kremling ohne Satzverlust die Matches gegen Daniela Behm von Rot-Weiß Dessau (6:0, 6:0), Franziska Ehret, der Deutschen Nummer 55 und in Dessau an Position zwei gesetzten Spielerin vom Leipziger SC (6:4, 6:1) und im Finale gegen Marlene Eilers ebenfalls vom Leipziger SC (6:2, 6:2).

Auch bei den Herren 60 ging der Titel an einen Spieler aus Sachsen-Anhalt. Der in der Ostliga Herren 50 für Köthen spielende Volker Junge (DTB-RL 253) setzte im Viertelfinale das „AUS“ für Andreas Hillmann (DTB-RL 49) und im Halbfinale gegen den Erfurter Matthias Roth (DTB-RL 73). Im Finale stand ihm der für den TC Hof spielende Regionalligaspieler und international erfahrene Karl Konofsky gegenüber. Als Nr. 7 der Deutschen Rangliste war er der mit der höchsten Ranglistenposition in Dessau spielende Spieler, der im Halbfinale den Dresdner Tilo Wutzler (DTB-RL 119) mit 6:3, 6:0 klar beherrschte. Auch der läuferisch starke Volker Junge hatte gegen das technisch brillante Spiel wenig Chancen zum Sieg, doch mit zunehmender Spieldauer und eintretender Dämmerung vermochte seine Fitness zu überzeugen und beim Spielstand von 3:6, 5:5 gab Konofsky die Titelgewinnmöglichkeit auf. Tilo Wutzler zerschlug im Viertelfinale Dessau’s Hoffnungen auf den Titel, als er die ungeschlagene Nr. 1 der Herren 60-Ostligamannschaft, Andreas Stittrich, mit 6:0, 6:1 klar bezwingen konnte.

Bei den Herren 65 wurde Turnierfavorit Günter Hennecke (DTB-RL 65) und Vorjahressieger bei den Herren 60 vom TC Holzminden seiner Rolle gerecht. Ohne Satzverlust beendete er das Turnier im Finale mit 7:6, 6:0 gegen Juraj Fratrik (MTC Germania Magdeburg 1926). Fratrik punktete im Halbfinale gegen den Holzmindener Manfred Peschel (DTB-RL 131) und warf im Viertelfinale den Turnierorganisator Ulrich Matschke mit 6:3, 6:4 aus dem Rennen. Bei den Herren 70 konnte sich Reinhardt Saalfrank (DTB-RL 33) vom TC Schweinfurt gegen Stefan Wagenleiter (DTB-RL 156) vom TSV Gotha mit 6:0, 6:4 durchsetzen.

Bleiben die Konkurrenzen der „jungen Spieler“ in der Altersklasse 30. Bei den Damen setzte sich in den Gruppenspielen Antje Nestler (DTB-RL 65) vom Leipziger SC 1901 gegen Luise Reinhardt (DTB-RL 44) von TC Optimus Erfurt mit 6:3, 6:0 durch. Vorjahressieger und amtierender Sachsenmeister bei den Herren 30 Georg Matschke (DTB-RL 78) gab in den drei Matches kein Spiel ab und gewann demzufolge auch im Finalspiel gegen Roberto Trautmann vom TC RW Philippsthal 6:0, 6:0 . Damit holte er den 4. Titel für den erfolgreichsten Verein Leipziger SC 1901.

Für den Erfolg dieser Veranstaltung sorgte ein Team von 16 Aktiven, die sich an den vier Turniertagen von früh bis abends für das Wohlergehen  der Turnierteilnehmer auch unter den coronabedingten Hygienemaßnahmen mühten. Für den Erfolg dieser Veranstaltung und sein Fortbestehen sorgten die zahlreichen Förderer dieses Turniers durch ihren finanziellen Beitrag. Mit dem Dank verbindet sich der Wunsch, dass vom 19.-22. August 2021 die 3. Auflage der Dessauer Bauhaus-Open dann auch wieder mit einem Sommernachtsball stattfinden kann.

Turniersplitter:

- Die Generali-Mybigpoint-Single Race führten am Jahresanfang die beiden Spieler Sascha Mäder vom TC Weimar und der für den Licher TC RW spielende Heiko Jöckel an. Beide haben die LK 13 und starteten bei den 2. Dessauer Bauhaus-Open in der Klasse 40. Nach ihrer Niederlage im leistungsstarken Hauptfeld meldeten sie sich für die Nebenrunde an, wo sie im Halbfinale aufeinandertrafen. Sascha Mäder gewann mit 6:3, 6:1 und auch das Finale mit 6:4, 6:4 gegen den Leipziger Ingo Berger, der über die Leistungsklasse 10 verfügt. Nach der derzeitigen Berechnung der singleRace steht Sascha Mäder mit einer Bilanz von 45:32 Spielen auf Platz 54 und hat die LK 9 bereits erreicht. Heiko Jöckel steht auf Platz 89 bei einer Bilanz von 49:30 Spielen und hat bereits die LK 8 erreicht.

- Auch internationalen Charakter hatte das Turnier. Bei den Damen 30 spielte Laure Teillet aus Frankreich, bei den Herren 30 unser Turnierleiter Waldemar Strohscherer aus Kasachstan und der aus Ecuador stammende David Davalos – der übrigens einen Namensvetter aus Mexiko hat, der auf der ATP-Tour spielt und dadurch im Vorfeld für Aufregung sorgte- sowie bei den Herren 40 Joao Tavares aus Guinea-Bissau und bei den Herren 60 Marek Wolansky aus Polen

- 264 Flaschen Wasser medium standen den Spielern zu den Matches kostenfrei zur Verfügung, an der Biertheke wurden unter anderem 180 l Bier ausgeschenkt - In der Woche vor Turnierbeginn musste die Beregnungsanlage in mühevoller Arbeit komplett auf Schlagregner umgebaut werden. Die alten Regner versagten wegen dem Sand in den Leitungen. Danke Horst!

- Die leckeren Bratwürste und Steaks wurden aus dem thüringischen Gotha eingeflogen, das auf den Obsttellern für die Spieler bereitgestellte Obst stammte ebenfalls aus Thüringen und wurde kräftig gesponsert.

- Die Fränzösin Laure Teillet bekam nach einem langwierigen Spiel am Abend nicht mehr ihre geliebten Nudeln mit Bolognese. Am Finaltag bekam sie als Entschädigung eine gefüllte Tupperdose für ihre Heimfahrt nach Frankreich geschenkt. - Sonderwünsche: kalter Salbeitee 10 Minuten vor Spielbeginn, Messer und Gabel zum Essen von herausgeschälten Melonenstücken

- Mit über 80 Jahren bewaffnete sich der Turniersieger des Vorjahres in der Altersklasse 80 Horst Mäbert mit der Heckenschere und gemeinsam mit seinem Enkel Arne stutzte er die Hecken auf ein ansehnliches Bild. Im Turnierzeitraum betrieb er Platzpflege und Arne war Fotograf und TV-Präsentationsverantwortlicher.

- Die Turnierattraktion war die in mühevoller Kleinarbeit vom Turnierleiter Waldemar Strohscherer geschaffene Informationstafel. Dank eines von Karsten Schmidt bereitgestellten großen TV-Gerätes konnten die Spielinformationen direkt von der Turnierleitung auf das TV-Gerät übermittelt und die Flanken als Werbeträger genutzt werden. Als TV-Gerät genutzt wurde die Live-Übertragung des historischen Spiels Bayern München gegen FC Barcelona mit 8:2 bejubelt.

- Erstmals reisten zwei Turnierteilnehmer mit ihrem Wohnmobil an. Wolfgang Winter von Optimus Erfurt staunte nicht schlecht, als seine vor dem Wohnmobil abgestellten Schuhe eines morgens völlig zerfleddert und wahrscheinlich ein interessantes Spielobjekt eines Fuchses waren. Mit neuen Schuhen vermochte er trotzdem das Finale der Nebenrunde Herren 50 zu gewinnen.

- Ein Kauz verfolgte das spielerische Geschehen auf dem Centrecourt und Treiben auf der Turnieranlage unbeeinflussbar am Finaltag vom großen Haselnussstrauch, sehr zur Freude der Kinder - Viel Aufmerksamkeit und viele Nachfragen brachte die etwa 1924 geschaffene Collage von Lásló Moholy-Nagy. Der Bauhäusler war seiner Zeit weit voraus und dessen Frau spielte mit dem „begnadeten“ Tennisspieler Walter Gropius auf der Tennisanlage des TC Rot-Weiss Dessau am Tivoli.

- Auch das gab es: Am Finaltag erhält Turnierorganisator Ulrich Matschke eine Mail mit dem Dank für die ehrenamtliche Arbeit von Maria Elisabeth Schaeffler. „Ich habe beschlossen, Ihnen 1000000 € zu spenden. Wenn Sie an meiner Spende interessiert sind, kontaktieren Sie mich für weitere Informationen.“ Als Turnierorganisator ist man für die Entwicklung eines Turniers an jeder Spende interessiert. In diesem Fall tickt allerdings eine Zeitbombe, die unsere Gesellschaft leider zulässt.