Ein Traum wurde wahr

15. Juni 2017 Von: Maximilian Pefestorff/Uwe Lehmann

Ein Traum wurde wahr

Damen_Finale.jpg
Herren_Finale.jpg

Was lange währt, wird endlich gut. Bei den 27. Landesmeisterschaften der Damen und Herren in Halle/Saale hat sich Madlen Lüdtke erstmalig den Damen-Landesmeistertitel gesichert. Die 20-Jährige hat in ihrer jungen Tenniskarriere schon viele Erfolge feiern können. Zahlreiche Einzel-Landesmeistertitel im Jugendbereich und mehrere Mannschafts-Landesmeistertitel krönten ihre bisherige Laufbahn. Doch dieser eine Titel, genauer gesagt der Damen-Landesmeistertitel im Einzel; fehlte der so erfolgreichen Stendalerin noch in ihrer Sammlung.

Nach mehreren Anläufen und zum Teil unglücklichen Niederlagen in den Finalspielen, ist der Bann am vergangenen Wochenende nach dem 7:5, 6:2-Sieg im Finale gegen Sophie Tihomirnova „nun endgültig„ gebrochen. „Ich bin überglücklich über meinen Titel. Die harte Trainingsarbeit im Vorfeld hat sich ausgezahlt“, betonte die neue Landesmeisterin. Ein Schlüssel für ihren Erfolg sieht die 20-jährige Stendalerin in der Umstellung ihres Trainings. „Nach dem negativen Erlebnis bei den vergangenen Landesmeisterschaften musste sich was ändern“, verriet M. Lüdtke. In der Folge setzte die Studentin auf die Verbesserung der physischen Werte mit zahlreichen Ausdauer- und Konditionseinheiten über den Winter. Darüber hinaus holte sich M. Lüdtke über die Punktspiele, in denen Sie seit über einem Jahr ohne Niederlage ist, das nötige Selbstvertrauen. Mit Erfolg, denn nach dem schwierigen Spiel zum Turnierstart gegen Vorjahresfinalistin Celina Kleefeld (SV Lok Blankenburg 1949 e.V.), das sie mit 7:5, 7:6 gewann, spielte M. Lüdtke auch gegen die unbekannte Tschechin Sandra Mursekova (USV Halle e.V.), die zuvor mit Nicole Musielak (TC Sandanger e.V. ) eine starke Spielerin aus dem Turnier ausschaltete, unbekümmert auf und gewann das Halbfinale mit 6:2, 6:0. Spannend verlief danach zunächst der erste Satz des Endspiels. Die TVO-Spielerin führte bis Mitte des zweiten Satzes, ehe Sie mit einem Break 4:5 hinten lag. Doch im Stile eines wahren Champions drehte M. Lüdtke die Partie zum 7:5-Satzgewinn und wurde im zweiten Durchgang immer spielstärker, so dass dieser mit 6:2 gewonnen wurde. Nach dem erfolgreichen Ausgang des Finales liefen die sozialen Netzwerke „regelrecht heiß“. Familie und Freunde freuten sich mit Madlen über die Erfüllung ihres Traums.

Madlen Lüdtkes Gegnerin Sophie Tihomirnova besaß, wie gesagt, die Chance, beim Spielstand von 5:4 mit eigenem Aufschlag den ersten Durchgang für sich zu entscheiden. „Da war sie zu zögerlich“, so Trainer Dr. Michael Heinz, „da hätte sie mehr Aggressivität zeigen müssen.“ Ihre Gegnerin wirkte in der Phase aktiver und sicherte sich mit 7:5 den ersten Satz. Durchgang Nummer zwei ging dann mit 6:2 relativ deutlich an die Spielerin aus Stendal. Den angepeilten Titelgewinn verpasste Sophie Tihomirnova damit. „Um zu gewinnen, da hat heute aber noch etwas einiges gefehlt“, sagte Michael Heinz. In ihren Spielen zuvor behielt die 17-jährige Magdeburgerin gegen Leni Hirschmann (TC Sandanger e.V.) mit 6:0, 6:3 und gegen ihre Dauerrivalin vom Biederitzer TC, Amina Kuc, mit 6:3, 6:0 deutlich die Oberhand.

Dagegen kam das Aus für S. Tihomirnovas Clubkameradinnen Linda Wilkerling und Charlotte Wengrzik schon in Runde eins. Ch. Wengrzik zog gegen Amina Kuc mit 1:6, 2:6 den Kürzeren. Linda Wilkerling musste sich überraschend deutlich der Hallenserin Nicole Museliak mit 4:6, 2:6 geschlagen geben.

Nach über drei Stunden hochklassigem Tennis stand der Sieger der Herrenkonkurrenz fest. Der Hallenser Armin Koschtojan wehrte im zweiten Satz einen Matchball ab, besser gesagt sein Gegner Daniel Ferl (1. MRB e.V.) produziérte beim Stand von 6:4, 6:5 einen Doppelfehler. Der 15-jährige Armin Koschtojan drehte das Match und konnte nach exakt 3:02 Stunden Spielzeit mit 4:6, 7:6, 6:3 seinen ersten Landesmeistertitel im Herrenbereich bejubeln. „Eigentlich wollte ich schon aufgeben“, sagte der neue Champion, „das Knie schmerzte mehr und mehr. Erste Krämpfe habe ich bekommen. Aber ich habe mich durchgebissen.“ Man sollte wissen: Armin Koschtojan spielte mit einer Meniskusverletzung dieses Finale.

Jüngster Landesmeister im Aktivenbereich kann sich der Hallenser nun nennen. Mit seinen 15 Jahren und einem Monat hat der Hallenser bei den Titelkämpfen beim TC Sandanger e.V. den Sohn seines eigenen Trainers in der Statistik abgelöst. Ralf Steinbach junior war vor zehn Jahren acht Monate älter, als er sich auf dem Court bei den Männern seine ersten Sporen verdiente.

Nun also ist Armin Koschtojan Sachsen-Anhalts Nummer eins. Doch nicht nur sein Alter ist bemerkenswert. Der Neuntklässler schwingt als Einzelkämpfer am halleschen Sportgymnasium das Racket, teilt sich mit Fußballern, Leichtathleten, Judoka oder Ringern die Schulbank. Und noch etwas ist einzigartig. „Ich hatte noch nie einen Schützling, der mit so wenig Super-Engagement so viel erreicht hat“, sagt Ralf Steinbach senior frei heraus. A. Koschtojan ist also ein Talent, der seine Grenzen noch längst nicht ausgelotet hat. Der Trainer lobt, sagt aber auch: „Nur wer die hohen Belastungen im Sport mit Herz und Seele akzeptiert und lieben lernt, der wird es im Tennis weit bringen.“ Auch das sich Schinden können ist ein Lernprozess. „Das ist Armins gegenwärtig größte Reserve.“ Bei den Landesmeisterschaften hat A. Koschtojan diese Leidenschaft gezeigt. Im Halbfinale gegen den Stendaler Antonio Sisko, gegen den er im Vorjahr an gleicher Stelle verloren hatte, tat sich der Sohn eines Armeniers noch schwer. „Da hat er so gespielt, als wolle er nur nicht verlieren, da wirkte er noch nicht frei“, meint R. Steinbach. Im Finale aber gegen den favorisierten Daniel Ferl vom 1. Mitteldeutschen Racket- und Ballsportclub e.V. klappte von Anfang alles wie am Schnürchen. „Irgendwann habe ich gemerkt, da geht was“, sagt der spätere Sieger. Und sein Trainer ergänzt: „Da hat er sich reingebissen, da hat man gemerkt, dass er unbedingt gewinnen wollte.“ Selbst, dass sein rechter Meniskus schmerzte, konnte A. Koschtojan in dem Moment ausblenden.

Ergebnisse können hier eingesehen werden. Bilder sind onlinegestellt und können in der Galerie angeschaut werden.