Aktionstag mit Nicolas Kiefer bei der SG Einheit Stendal

19. Juli 2022 Von: Renee Sensenschmidt (Altmark Sport) / Geschäftsstelle

Aktionstag mit Nicolas Kiefer bei der SG Einheit Stendal

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„Als Teenager war es mein Traum, mit ihm einen Tag zu verbringen und mit ihm zu trainieren.“ Für Carsten Zeihn, Tennisspieler der SG Einheit Stendal, wurde dieser Traum war. Er konnte mit seinem Idol Nicolas „Kiwi“ Kiefer Bälle schlagen und mit dem ehemaligen Weltranglisten-Vierten zusammen Doppel spielen.

Der 40-Jährige fuhr im Mai nach Magdeburg, wo Nicolas Kiefer bei einem Verein eine Trainingseinheit absolvierte. „Kiwi“ gab dort auch Autogramme und erfüllte alle Fotowünsche. Natürlich auch den von Carsten Zeihn. Dabei erfuhr der Stendaler, dass man den 45-Jährigen online für einen „Coach-Kiwi-Tag“ gewinnen kann. Also bewarb sich Zeihn und gewann. „Mein Verein wusste von nichts. Doch als ich mein Glück der Vereinsführung beichtete, gab es sofort eine positive Resonanz und alle zogen mit. Schließlich musste dieser Tag organisiert werden“, erzählt Carsten Zeihn und stand seitdem im ständigen Kontakt mit dem ehemaligen Tennisprofi. „Ich durfte Kiwi auch außerhalb des Tennisplatzes kennenlernen. Er ist ein absolut sympathischer, zuverlässiger und dufter Mensch, der das Herz am richtigen Fleck hat.“

Sein persönliches Glück teilte Carsten Zeihn nun am Donnerstag mit seinem Verein, denn der Silbermedaillengewinner von Athen 2004 kam für gut vier Stunden in den Stendaler Tennispark. „Das ist für uns das größte Event des Jahres“, meinte der Vereinsvorsitzende Timo Poetzsch bei der Begrüßung. Dessen Hoffnungen, dass die dicken Regenwolken alle an der Einheit-Anlage vorbeiziehen, erfüllten sich bis auf einen ganz kleinen Schauer.

Beginnend mit dem achtjährigen Adam Lange sowie Cora und Ramona Kaupke durften insgesamt fünf Gruppen mit Nicolas Kiefer Bälle wechseln. „Kiwi“ holte immer eine(n) Spieler/in an seine Seite und auf der Gegenseite wurde versucht gegen dieses „Doppel“ zu punkten. Und natürlich war bei den Stendalern der Ehrgeiz da, die gelbe Filzkugel am 9-fachen ATP-Turniersieger vorbei zu spielen, was auch gelegentlich unter dem Applaus der Zuschauer gelang.

In der fünften Gruppe kamen dann Michael Seeber, Maximilian Pefestorff, Dennis Schakat und Carsten Zeihn zum Zug. Max Pefestorff führte anschließend ein Interview, bei dem Nicolas Kiefer auch über seinen persönlichen Werdegang berichtete. Tennis war nach Fußball und Tischtennis zunächst nur die Nummer drei bei seinen Sportarten, erst als 15-Jähriger entschied er sich für Tennis und wurde zu einem der besten Junioren weltweit. 1995 gewann Kiefer die Junioren-Turniere bei den Australien Open und US Open, zudem stand er im gleichen Jahr im Finale von Wimbledon. Der gebürtige Holzmindener galt als das größte deutsche Talent seit Boris Becker, der Kiefer in dessen Entwicklung unterstützte. „Er hat mir sehr geholfen, ich kann nur Gutes über Boris sagen.“

Auf die Frage nach den Karriere-Höhepunkten fiel dem ehemaligen Davis-Cup-Spieler (26 Einsätze) sofort das olympische Doppel-Finale von Athen ein, dass er mit Rainer Schüttler gegen die Chilenen Fernando Gonzales und Nicolas Massu in fünf dramatischen Sätzen verlor. An die vier vergeben Matchbälle im Tiebreak des vierten Satzes denkt Kiefer nur ungern zurück, nicht aber an das Erlebnis Olympia, das er auch in Sydney 2000 und Peking 2008 erleben durfte. „Olympia ist das Größte. Ich freue mich für jeden deutschen Sportler, der dort eine Medaille gewinnt. Egal ob Gold, Silber oder Bronze“, so der Silbermedaillen-Gewinner, der sich darüber ärgert, dass in Deutschland nur die Sieger gefeiert und diese dann bei folgenden Niederlagen von der Presse auch wieder niedergemacht werden. In guter Erinnerung sind trotz der Niederlagen auch das WM-Halbfinale 1999 in Hannover gegen Pete Sampras und das Halbfinale 2006 bei den Australien Open gegen Roger Federer, mit dem er auch schon mehrfach Golf gespielt hat.

Vom deutschen Tennis-Fördersystem hält der zweifache Team-Weltmeister nicht viel, denn die meisten Frauen und Männer, die für Deutschland auf der ATP- oder WTA-Tour spielen, sind nicht das Produkt der Förderung durch den Deutschen Tennisbund (DTB). Wenn er noch einmal am Anfang einer Profikarriere stehen könnte, würde „Kiwi“ früher mit einem Team zusammenarbeiten, in dem neben den Trainern auch Physiotherapie und Psychologie eine wichtige Rolle spielen. „Gerade die mentale Vorbereitung auf ein Match ist wichtig.“ Das Tennis im Kopf entschieden wird, da konnten die anwesenden Spielerinnen und Spieler der Region nur zustimmend nicken. Auch die Frage, ob man Nicolas Kiefer als Trainer buchen kann, wurde beantwortet. Der Ex-Profi ist in verschiedenen Robinson-Klubs, zumeist in der Türkei, tätig und gibt dort sein Wissen an interessierte Urlauber weiter.

Nach dem Interview folgten noch zwei Doppel. Für die erste Partie konnte man Lose kaufen, deren Erlöse in die Nachwuchsarbeit der SG Einheit, dort sind von den 200 Mitgliedern 80 Kinder und Jugendliche, fließen. Heidi Schimmelpfenning zog das ganz große Los, sie durfte an der Seite von Nicolas Kiefer gegen ihre Mannschaftskameradin Bärbel Grammig, mit der sie erst kürzlich den Landesmeistertitel der Damen 50 gewonnen hatte, und Dennis Schakat spielen. Danach durften noch einmal die Herren 30 ran, Kiefer/Zeihn siegten im Match-Tiebreak gegen Seeber/Pefestorff. Anschließend erfüllte Nicolas Kiefer noch zahlreiche Autogramm- und Fotowünsche und verkaufte nebenbei auch Sachen aus seiner persönlichen Kiwi-Tenniskollektion.

Und dann wurde es noch emotional. Carsten Zeihn rang sichtlich um Worte, um sich bei „Kiwi“ für diesen Tag zu bedanken. Der Einheit-Spieler hatte auch persönliche Geschenke dabei, lag doch der Geburtstag des Marathonläufers, der aktuell mit den Herren 40 des SC Charlottenburg noch um die Deutsche Meisterschaft spielt, erst zwei Tage zurück. Eine Kochschürze erinnerte an die Fernsehsendung „Lafer! Lichter! Lecker!, die der fitte Sportler und Vater einer (tennisspielenden) Tochter als „das Schlimmste, was es je im Fernsehen von ihm zu sehen gab“ bezeichnete. Die Umarmung mit Carsten Zeihn war herzlich, bei Gegrilltem und laut „Kiwi“ leckeren Nudelsalat ging nach über vier Stunden ein schöner Nachmittag im Stendaler Tennispark zu ende.